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6. Juli 2020

IGV-CIVEY-Befragung „KMU in der Corona-Krise“ – Kommentar von Prof. Dr. Gerrit Heinemann

Die Politik greift Unternehmen mit großzügigen Rettungspaketen unter die Arme. Auch weitreichende Lockerungen versprechen in vielen Bundesländern eine langsame Rückkehr zur neuen Normalität. Auf diese Unterstützung sind kleine und mittelständische Unternehmen grundlegend angewiesen. Vierzig Prozent von ihnen sehen jedoch sich selbst in der Verantwortung, ihre Wettbewerbssituation für die Zeit nach Corona zu verbessern.

Das zeigt eine fortlaufende Repräsentativ-Befragung der „Initiative für Gewerbevielfalt powered by Das Telefonbuch“, die das Marktforschungsinstitut CIVEY seit April durchführt. Wie sieht die langfristige Perspektive im lokalen Kleingewerbe aus? Aus Unternehmenssicht bleibt die große Wende bislang aus. Aktuell beurteilen 69% der Entscheider in kleinen und mittelständischen Unternehmen die eigene wirtschaftliche Lage als schlecht. Seit der Einführung der ersten staatlichen Hilfsmaßnahmen im Mai hat sich dieser Wert lediglich um rund 6% gebessert. Über die Hälfte der KMU bleiben unmittelbar von den Auswirkungen der Pandemie betroffen (61%). Auch in Nordrhein-Westfalen, Deutschlands größten Einzelhandelsstandort, sind noch mehr als die Hälfte der Unternehmen von Corona beeinträchtigt. Als Leiter des eWeb Research Center und Professor für Handel an der Hochschule Niederrhein in Krefeld sieht Prof. Dr. Gerrit Heinemann in diesen Ergebnissen die paradoxe Wirkweise von Corona. Das Virus verschärft nicht nur den Wettbewerb. Es beflügelt auch die Kreativität von Einzelhändlern. Die neue Perspektive, so Prof. Heinemann, bleib dennoch eine düstere.

Herr Prof. Heinemann, in unserer KMU-Umfrage wird deutlich, dass Unternehmer ihren Unternehmergeist nicht verloren haben, die wirtschaftliche Situation dennoch schwierig bleibt. Welchen Schluss lassen die Ergebnisse Ihrer Meinung nach zu?

Heinemann: Die Ergebnisse zeigen – Nichts wird nach der Corona-Krise so sein wie früher. Erst recht nicht das Verhalten der Konsumenten. COVID-19 wirkt wie ein Katalysator für die ohnehin stattfindenden Strukturveränderungen, aber auch für die Änderungsbereitschaft insbesondere im Mittelstand, schlank, schnell und digital zu werden.

Wie beurteilen Sie die bisherige Entwicklung? Sind wir seit den Hilfspaketen und Lockerungen in eine neue Phase der Pandemie eingetreten?

Heinemann: Auch nach den Lockerungen wird klar, dass wir in eine nie dagewesene Krise schlittern, und dass deswegen bereits eine mehr oder weniger kollektive Sanierung erforderlich ist. Der komplette stationäre Non-Food-Handel steht zur Disposition, bis auf wenige Ausnahmen.

Was bedeutet das für Unternehmer?

Heinemann: Das Aussetzen der Insolvenzmeldepflicht und die sechsmonatige Mietstundung bedeuten nicht, dass nicht bereits viele der lokalen Einzelhändler insolvent sind. Experten sprechen hier bereits von Zombie-Unternehmen.

Mehr zum Thema GVI, der CIVEY-Umfrage und dem Whitepaper „Das Ende der Gewerbevielfalt?“ von unserer „Initiative der Gewerbevielfalt“ powered by Das Telefonbuch.

 


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