Nachrichten rund um die Initiative

11. März 2021

„Der Online-Handel wird auch in Zukunft ein wesentlicher Wachstumstreiber der Handelsbranche bleiben“

Dr. Gerd Landsberg ist Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes und Experte unserer “Initiative für Gewerbevielfalt powered by Das Telefonbuch“. Im Interview ordnet er die Erkenntnisse aus der Verbraucherumfrage der Forsa im Auftrag von Das Telefonbuch ein, analysiert das Thema der Stadtentwicklung und umreißt die Herausforderungen, die der Handel zu bewältigen hat.

Herr Dr. Landsberg, wie beurteilen Sie die aktuellen Zahlen der Forsa-Studie zum Einkaufsverhalten?

Dr. Gerd Landsberg: Die aktuellen Zahlen der Forsa-Studie zum Einkaufsverhalten und zur Nutzung digitaler Angebote bestätigt: Der Online-Handel wird auch in Zukunft ein wesentlicher Wachstumstreiber der Handelsbranche bleiben. Bereits im vergangenen Jahr stieg der Online- und Versandhandel, von der Corona-Krise befördert, um knapp 25 Prozent auf rund 72 Milliarden Euro. Für das Jahr 2021 ist mit einem weiteren Umsatzplus zu rechnen. Eine Folge dieser Entwicklung sind zunehmende Geschäftsschließungen und Leerstände in den Innenstädten und Ortskernen. Städte und Gemeinden, aber auch der Handel selbst müssen sich daher auf diese Herausforderung einstellen.

Wie kann die Innenstadt – trotz boomendem Online-Handel – auch zukünftig bei den Kunden punkten?

Dr. Gerd Landsberg: Ziel muss es sein, Innenstädte und Ortskerne als Orte der Nutzungsvielfalt, der Kommunikation und der Lebensqualität zu stärken. Wir brauchen auch in Zukunft lebendige Innenstädte mit Wohlfühlatmosphäre. Sie sind die „Visitenkarte“ einer Stadt und für die Menschen Identifikationsfaktor und Heimat sowie gleichzeitig wichtige Orte der Begegnung. Gemeinsam mit allen Innenstadtakteuren und der Bürgerschaft müssen daher kreative Innenstadtkonzepte entwickelt werden. Zu einer lebenswerten Innenstadt werden zukünftig neben dem Handel und der Gastronomie weitere Nutzungsarten gehören. Urbane Produktion und Handwerk, Freizeit-und Kulturangebote, neue Arbeitsformen wie Co-Working sowie die Integration von Bildungsangeboten und neuer innerstädtischer Wohnformen sollten die Innenstädte und Ortskerne von Morgen prägen.

Eine derartige Nutzungsmischung bietet die Chance, unsere Innenstädte auch noch nach Geschäftsschluss vital zu erhalten. Stadtentwicklung muss zudem ganzheitlich gedacht werden. Daher ist es erforderlich, nicht nur die Versorgungsfunktionen in den Blick zu nehmen, sondern auch die Anforderungen an Digitalisierung, Verkehr, Sicherheit und Sauberkeit sowie an die Klimaanpassung. Zum besseren Klimaschutz bedarf es mehr „Grün“ und „Blau“ in unseren Innenstädten. Die Bewältigung all dieser kommunalen Herausforderungen erfordert eine nachhaltige und verlässliche finanzielle Unterstützung durch Bund und Länder. Erforderlich ist – neben der Einrichtung eines Innenstadtfonds – eine Erhöhung der Städtebaufördermittel des Bundes von derzeit 790 Millionen Euro auf 1,5 Milliarden Euro pro Jahr.

Terminbuchungs-Tools wie der TerminService von Das Telefonbuch bieten als digitales Feature mehrwertstiftende Vorteile – auch für den analogen Bereich, in dem sich Kunden und KMU bspw. durch das Termin-Shopping (wieder) persönlich begegnen. Welche konkreten „Hausaufgaben“ hat der Handel zukünftig im „Online-Offline-Spannungsfeld“ zu erledigen?

Dr. Gerd Landsberg: Auch der Handel selbst bleibt gefordert: Zukünftig wird es darauf ankommen, eine stärkere Verzahnung zwischen stationärem Geschäft und dem Online-Handel vorzunehmen. Strategien des Online-Handels und die Vorteile des stationären Handels müssen sinnvoll miteinander kombiniert werden. Dies betrifft etwa den Umtausch, die Abholung und die Belieferung mit Waren und nicht zuletzt die Beratung der Kunden. Digitalisierung im Handel muss aber mehr bedeuten als die schlichte Eröffnung von Online-Shops. Es gilt für den stationären Einzelhandel, auch Anwendungen wie Terminbuchungen, Innennavigation, digitale Produktinformationen oder mobile Bezahlsysteme vorzuhalten. Derartige Ansätze müssen handelsseitig ausgebaut und im Kundeninteresse fortentwickelt werden. Lokale Online-Marktplätze sind in diesem Zusammenhang ein sinnvolles Instrument, damit der stationäre Einzelhandel Warensortimente im Internet präsentiert und – in der jeweiligen Region und darüber hinaus – auf sich aufmerksam macht. Erfahrungen zeigen, dass die Kunden solche Angebote annehmen und nach einer Produktsuche auf einem Online-Marktplatz ihre Waren und Dienstleistungen beim Händler „vor Ort“ einkaufen.


Über uns:
Die Initiative für Gewerbevielfalt setzt sich für den lokalen Einzelhandel und inhabergeführte Kleingewerbe in Deutschlands Städten und Gemeinden ein.
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