Die Initiative für Gewerbevielfalt setzt sich
für eine differenzierte Gewerbestruktur in
Deutschlands Städten und Gemeinden ein.
Mit dem heutigen Tag ist trotz Corona-Lockdown Shopping per „Click and Meet“ möglich. Boris Hedde ist Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH Köln) und Experte der Initiative für Gewerbevielfalt powered by Das Telefonbuch. Im Interview ordnet er das Thema „Termin-Shopping“ ein und geht darüber hinaus auf die Lage im Handel ein.
Herr Hedde, in Ihrem Expertenbeitrag im April 2020 sprachen Sie von der „größten Herausforderung im Handel seit etwa 100 Jahren“. Wie lautet Ihre Einschätzung knapp 1 Jahr später?
Boris Hedde: Der sogenannte zweite Lockdown umfasst aktuell drei wichtige Monate. Aus Gesprächen weiß ich, dass viele mittelständisch geprägte Händler bereits mit privatem Kapital die Zeit und den Umsatzverlust zu überbrücken versuchen. Gleichzeitig gibt es Gewinner der Entwicklung. Die Sparquote ist hoch und wer „Lieblingsprodukte“ bereithält und emotionale Themen bespielt, (Fahrrad, E-Bikes, Baumärkte, etc.) als auch den E-Commerce im Griff hat, kann neue Potenziale heben. Gerade für die innerstädtischen Handelsunternehmen ist es jedoch weiterhin eine sehr dunkle Zeit, die es zu bewältigen gilt.
Der aktuelle Lockdown wird zwar verlängert, jedoch bieten sich dem Einzelhandel mit „click and collect“ sowie „click and meet“ neuerdings Möglichkeiten des Termin-Shoppings. Wie lautet Ihre Einordnung und wie wichtig(er denn je) sind digitale Termin-Tools für KMU?
Boris Hedde: Aus meiner Sicht werden drei wesentliche Themen bedient. Es gibt zum einen die Möglichkeit, zumindest anteilig Umsätze zu erzielen und so Verluste einzugrenzen. Zum zweiten bietet es psychologisch einen Ansatzpunkt, um aus der zermürbenden, von außen erwirkten Handlungsunfähigkeit herauszutreten. Zum dritten gibt es Spielraum für Unternehmertum. Letzteres wird automatisch dahin führen, sich digital besser aufzustellen. Für Unternehmen, die die Durststrecke überwinden, bietet sich die Chance konzeptionell gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Entsprechend sind die genannten Lösungen keine Rettung aber ein Katalysator für zukunftsfähigere Geschäftsmodelle. Denn schlussendlich zielen sie darauf ab, mehr aus Sicht der Kund*innen zu agieren.
Impfungen, Schnelltests und Co. werden weiter fortgeführt – bitte geben Sie abschließend noch eine Handels-Prognose für das „Oster-Geschäft“ und den Frühling.
Boris Hedde: Die hohe Sparquote im letzten Jahr – ausgelöst durch Wegfall größerer Investitionen und Urlaub – bietet Chancen. Die Mehrwertsteuerreglung im letzten Jahr hat Investitionen in Möbel und Co. vorgezogen. Der Wunsch sich in der Krise was Gutes zu tun, ist hoch. Ob sich schon zu Ostern eine Umkehr der Entwicklung bemerkbar macht, ist abhängig von zwei Kriterien: Reduzieren sich die Ansteckungsraten nachhaltig mit der Folge eines positiveren Empfindens in der gesamten Gesellschaft und wie wirkt die Krise auf den Arbeitsmarkt. Sollten hier Unsicherheiten bestehen und Jobverluste drohen, schlägt sich dies stark und schnell auf die Verbraucherstimmung und Konsumlaune aus. Viele volatile Variablen und externe Faktoren, die politisch motiviert sind, machen eine kurzfristige Prognose sehr schwierig bis unmöglich.
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