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8. April 2020

„Die Corona-Pandemie trifft den Gartenbau in einer sehr wichtigen Vermarktungsphase!“

Der Frühling ist für viele Menschen die Zeit, um sich in Gärtnereien oder Gartencentern nach Blumen und Pflanzen umzuschauen und ihren Balkon oder Garten für die kommenden Monate auf Vordermann zu bringen. Dass der Gartenbau-Handel gerade in dieser Zeit von den strikten Maßnahmen im Kampf gegen das Corona-Virus besonders betroffen ist, hat für die Fachgeschäfte teils schwerwiegende Folgen. Die Initiative für Gewerbevielfalt hat hierzu mit Jürgen Mertz, Präsident des Zentralverbandes Gartenbau e. V. (ZVG), gesprochen.

Herr Mertz, wie schätzen Sie die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Gartenbau-Handel in Deutschland ein?

Mertz: Die Corona-Pandemie trifft den Gartenbau in einer sehr wichtigen Vermarktungsphase. Von März bis Ende Juni tätigen die Einzelhandelsgärtnereien 60 -70 % des Jahresumsatzes. Ein Viertel bis ein Drittel davon wird aus der Eigenproduktion erzeugt, der Rest aus dem Zukauf frischer Ware aus den Produktionsbetrieben. Allein zwischen März und Mai werden in Deutschland Blumen und Pflanzen für 3,4 Mrd. Euro (Endverbraucherpreise) umgesetzt.

Bevor die Pflanzen verkaufsfertig sind, wurden sie drei bis sechs Monate in den Betrieben vorgezogen. Es stecken also Energie, Arbeit und Herzblut in ihnen. In normalen Jahren werden diese finanziellen Vorleistungen in der kurzen intensiven Hauptsaison aufgewogen und ein Puffer für die kommenden umsatzschwächeren Monate und einen Teil der Vorfinanzierung des nächsten Jahres geschaffen. Der drohende komplette Ausfall der Hauptsaison macht den Betrieben zu schaffen. Verkaufsfertige Blumen und Pflanzen müssen entsorgt werden und der weitere Saisonverlauf ist nicht abzuschätzen.

Ist das derzeitige Maßnahmenpaket der Bundesregierung zur Unterstützung der Gartenbau-Unternehmen in dieser schwierigen Situation sinnvoll und ausreichend? Welche weiteren Maßnahmen fordert der ZVG von der Bundesregierung?

Mertz: Die beschlossenen und angekündigten Maßnahmen und Erleichterungen sind wichtige Schritte für unsere Unternehmen. Bereits jetzt zeichnet sich jedoch ab, dass weitere Instrumente und Hebel nötig sind. Wir machen uns daher u.a. für höhere direkte Zuschüsse, ein einfaches Beantragungsverfahren für Liquiditätsmaßnahmen sowie eine bundeseinheitliche Umsetzung von Schutz- und Rettungsmaßnahmen stark. Eine große Hilfe wäre außerdem, wenn wir weiter öffnen dürfen. Natürlich unter Einhaltung der Sicherheitsabstände, Kontaktbegrenzungen und aller anderen Vorgaben.

Mit welchen alternativen Ideen und Strategien können die Einzelhandelsgärtner der Corona-Krise begegnen?

Mertz: Unsere Betriebe agieren sorgsam und verantwortungsvoll zum Schutz der Kunden und eigenen Mitarbeiter. Je nach den Vorgaben in den Bundesländern oder Landkreisen kann der gärtnerische Fachhandel unter Auflagen öffnen, Lieferservice anbieten oder Angebote mit Vertrauenskasse machen.

Zusammen mit anderen Verbänden hat der ZVG das neue Onlineangebot www.mit-abstand-gruen.de initiiert. Gärtner, Gartencenter, Gartenfachmärkte und Baumärkte zeigen damit gemeinsam, wie die Geschäfte auch in der Corona-Zeit agieren können. Geöffnete Unternehmen, die sich in die Datenbank eintragen, verpflichten sich, die empfohlenen Sicherheitsmaßnahmen der einzelnen Bundesländer und die Handlungsempfehlungen der Verbände zu berücksichtigen. Nach Freischaltung wird den Betrieben der Slogan „Mit-Abstand-Grün“ für ihre Website und die Social-Media-Kanäle zur Verfügung gestellt. Zusätzlich können sich die Betriebe das Sicherheitshinweise-Papier auch ausdrucken und im Verkaufsraum aufhängen. Die neue Plattform wurde gemeinsam mit dem Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten e. V. (BHB), dem Industrieverband Garten (IVG) e. V., dem Verband Deutscher Garten-Center e. V. (VDG) und dem Verband des Deutschen Blumen- Groß- und Importhandels e. V. (BGI) ins Leben gerufen.


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