Die Initiative für Gewerbevielfalt setzt sich
für eine differenzierte Gewerbestruktur in
Deutschlands Städten und Gemeinden ein.
Vanessa Janneck ist die Inhaberin von dem Collective Design Store mit Pop Up Fläche im Hamburger Schanzenviertel B-Lage. Gegründet wurde dieser im Oktober 2015. Zum Standard-Sortiment gehören faire Designartikel von Newcomer-Künstlern und Labels aus Europa. Zusätzlich bietet Vanessa Janneck einen Teil der Fläche als Pop Up Fläche an. Hier kann von Lesungen über Workshops und Release-Event bis hin zu einfachen Pop Up Verkäufen alles stattfinden. Wie sich ihr beruflicher Alltag durch die Corona-Krise verändert hat und mit welchen Maßnahmen sie der neuen Situation begegnet, erzählt Vanessa Janneck im Interview mit unserer Initiative powered by Das Telefonbuch.
Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf Ihr Unternehmen?
Vanessa Janneck: Am 16. März 2020 musste ich mein Ladenlokal vorübergehend schließen und konnte ab dem Zeitpunkt keine Einnahmen mehr über den Offline-Verkauf generieren. Außerdem musste ich sämtliche Pop Up Events der Monate März-Mai absagen und ins Ungewisse verschieben. Mietzahlungen und laufende Steuerzahlungen wurden gestundet, was keine Ersparnis, sondern eine Anhäufung an Schulden bedeutet, die für ein kleines Unternehmen immer eine finanzielle wie auch psychische Belastung darstellt.
Mit welchen Maßnahmen reagieren Sie auf die aktuellen Umstände?
Vanessa Janneck: Zusätzlich zu meinem Laden führe ich einen Onlineshop, in dem ich bisher immer einen Teil unseres Sortiments verkauft habe, jedoch auch logistischen und zeitlichen Gründen nie das volle Sortiment. Dies habe ich in der ersten Woche sofort geändert, Produktbilder des gesamten Sortiments gemacht und diese ins Netz gestellt, um meinen Kunden weiterhin die Möglichkeit des vollen Shopping-Erlebnisses zu gewährleisten. Dadurch konnte ich auch den Designern, mit denen ich eng zusammenarbeite weiterhin Einnahmen vergewissern und musste keine Bestellungen oder Aufträge stornieren. Zusätzlich habe ich die Hamburger Corona Soforthilfe für Selbstständige beantragt und auch erhalten, mit der ich vorübergehend über die Runden komme und Stundungen begleichen kann. Im Laden werden natürlich auch ohne Kundenverkehr alle vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen beachtet.
Welche weiteren Auswirkungen erwarten Sie insgesamt für den lokalen Einzelhandel?
Vanessa Janneck: Seit Beginn der Krise merkt man eine große Solidarität zwischen Gleichgesinnten, die sich nun mehr noch als zuvor unterstützen und über ihre Social Media Kanäle und Newsletter aufeinander aufmerksam machen. Und auch die Kunden bekommen durch eine offene Kommunikation von unseren Sorgen mit und erlangen durch diese Krise ein größeres Konsumbewusstsein. Ich denke das wir diese beiden Komponenten mit in die Zeit nach der Krise nehmen werden. Trotzdem glaube ich, dass eine Wiedereröffnung momentan bei vielen noch für Unsicherheit und noch mehr Arbeit bedeutet, da wir uns an viele neue Regeln und Richtlinien halten müssen, die sehr viel Zeit und Aufwand in Anspruch nehmen, wodurch viele Mitspieler des Einzelhandels in den kommenden Wochen und Monaten körperlich und mental erschöpft sein werden.
Empfinden Sie die derzeitigen Maßnahmen der Bundesregierung zur Unterstützung des Einzelhandels während der Corona-Krise als zielgerichtet? Welche weiteren Maßnahmen würden Sie sich wünschen?
Vanessa Janneck: Ich finde viele Maßnahmen richtig und halte auch den finanziellen Schutzschirm für eine faire Unterstützung, um dem Einzelhandel Luft zu verschaffen, sich auf die Umstellung im Unternehmen zu fokussieren. Mit der Wiedereröffnung des Einzelhandels habe ich jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht gerechnet, da immer noch eine Kontaktsperre herrscht, die durch die Lockerung der Regeln für mehr Möglichkeiten sorgt, sich eben nicht an die Regeln zu halten. Ich habe mich entschieden meinen Laden noch nicht regulär zu öffnen, da ich momentan zum einen nicht die Möglichkeit habe Offline und Online gleich zu bedienen, da ich alleine arbeite und mein Laden von der Fläche leider nicht erlaubt mehr als einen Kunden gleichzeitig hereinzulassen, was wiederum dafür spricht, dass ich nicht genügend Umsatz generieren für den Aufwand der dahinter steckt. Man kann seit dieser Woche nun Online einkaufen und seine Bestellung an 3 Tage pro Woche im Laden kontaktlos abholen. Anfang Mai werden die Karten dann neu gemischt und ich entscheide, welche Änderungen ich vornehme, um mir persönlich und den Maßnahmen gerecht zu werden.
Meine Website: b-lage.hamburg
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Die Initiative für Gewerbevielfalt setzt sich für den lokalen Einzelhandel und inhabergeführte Kleingewerbe in Deutschlands Städten und Gemeinden ein.
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