Die Initiative für Gewerbevielfalt setzt sich
für eine differenzierte Gewerbestruktur in
Deutschlands Städten und Gemeinden ein.
„Carl Loebner“ ist das älteste Spielwarengeschäft Deutschlands und wurde 1685 gegründet. Seit April 2018 wird das Geschäft von Ingo Loebner in der zwölften Generation geführt. Im Interview stellt er sich den Fragen der „Initiative für Gewerbevielfalt“ powered by Das Telefonbuch.
Herr Loebner, Sie betreiben das älteste Spielwarengeschäft Deutschlands: In wie fern spielt eine traditionsreiche Marke in Zeiten von Corona aus Ihrer Sicht eine Rolle?
Ingo Loebner: In Zeiten wie Corona spielen für die meisten Kunden Vertrauen, Zuverlässigkeit und Service ein größere Rolle. Unser langjähriges Familiengeschäft steht für eine gewisse Seriosität. Es gab in unserer Geschichte größere Krisen, als die Corona Krise. Trotzdem haben meine Vorfahren mit Mut, Ausdauer und Ideen diese Zeiten überlebt. Kunden entscheiden gerade jetzt im Onlinehandel, ob sie bei einem x-beliebigen Spielwarenhändler bestellen oder beim ältesten Spielwarengeschäft Deutschlands. Hier spielt weniger der Preis eine Rolle, als das Vertrauen seine Ware rechtzeitig zu erhalten. Dieses geschenkte Vertrauen unserer Kunden ist eine sehr große Bürde, die wir nie aufs Spiel setzen würden.
Welche konkreten Auswirkungen durch Corona sind bei Ihnen spürbar? Und was habe Sie aus Corona bislang „gelernt“?
Ingo Loebner: Nachdem wir unser Geschäft auf Grund der Pandemie schließen mussten, hat sich sehr viel verändert. Für unsere Kunden waren wir weiterhin stets erreichbar und konnten trotz Schließung unseren Kunden vorbestellte Ware zur Abholung anbieten. Nachdem die Geschäfte später wieder öffnen konnten, war aber eine deutliche Kaufzurückhaltung spürbar. Bedingt, dass viele andere Geschäfte und Bäcker in der Innenstadt Ihre Öffnungszeiten stark eingeschränkt haben, wurden viele Kunden mit Kaufabsichten enttäuscht, als Sie doch noch vor verschlossenen Türen standen. Einige Geschäfte haben nur bis Mittag geöffnet, andere haben seit dem montags generell geschlossen. Ein Innenstadt Einkaufserlebnis existiert somit nicht mehr.
Wie nutzen Sie die Online-Kanäle? Und welchen Stellenwert haben diese für Sie?
Ingo Loebner: Der Onlinehandel ist unser 2. Standbein, was uns über die Krise gerettet hat. Am Gesamtumsatz hat der Onlinehandel mittlerweile ein Anteil von über 90%.
Wo sollte der stationäre Einzelhandel aus Ihrer Sicht vermehrt drauf setzen?
Ingo Loebner: Der stationäre Handel sollte sich wie wir von der Laufkundschaft unabhängig machen und seinen Kunden auch in schwierigen Zeiten immer Lösungen anbieten.
Wie beurteilen Sie insgesamt die Lage des Einzelhandels?
Ingo Loebner: Für den stationären Einzelhandel wird es in der Zukunft nicht besser werden. Viele haben mittlerweile Gefallen am bequemen Onlineeinkauf gefunden und werden dies zukünftig auch vorrangig nutzen.
Was sagen Sie zu den politischen Maßnahmen?
Ingo Loebner: Die getroffenen politischen Maßnahmen waren sicherlich sinnvoll, doch sollten die Beschränkungen mittlerweile komplett aufgelöst werden. Solange die Maskenpflicht nicht abgeschafft wird, werden sich viele überlegen ob Sie in ein Geschäft gehen oder doch lieber ohne Einschränkung online bestellen.
Das Telefonbuch engagiert sich als Partner des Mittelstands mit der „Initiative für Gewerbevielfalt“. Sollte Ihrer Meinung nach ein stärkeres Bewusstsein der Konsumenten geschaffen werden, dass der lokale Handel durch große Ketten mehr und mehr vom Aussterben bedroht ist?
Ingo Loebner: Jeder Käufer sollte überlegen, ob er nicht lieber regional einkauft und damit kleinere Händler unterstützt. Viele Kunden würden sicherlich gerne in der Stadt einkaufen. Ihnen fehlt aber meist die Zeit dazu. Hinzu kommt die prekäre Parkplatzsituation. Daher bieten bereits viele stationäre Händler, wie wir, ihre Produkte zusätzlich online an und erreichen dadurch selbst Kunden, die weiter entfernt wohnen. Nur dieser Mix wird die Zukunft sichern! Dazu muss man gerade jetzt neue Ideen entwickeln, um am Markt zu überleben. Solange die Geschäftsöffnungszeiten wie in Torgau weiterhin unterschiedlich gestaltet werden, wird es auf langer Sicht keine Belebung der Innenstadt geben. Daher werden wir auch zukünftig überregional unsere Spielsachen im Netz anbieten. Hier sehen wir die Zukunft.
Meine Website: carl-loebner.de
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Die Initiative für Gewerbevielfalt setzt sich für den lokalen Einzelhandel und inhabergeführte Kleingewerbe in Deutschlands Städten und Gemeinden ein.
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