Die Initiative für Gewerbevielfalt setzt sich
für eine differenzierte Gewerbestruktur in
Deutschlands Städten und Gemeinden ein.
Handel, Gastronomie und Dienstleister prägen wie keine andere Branche die Stadt und beeinflussen sie maßgeblich in der Lebensqualität und Lebendigkeit. Befragt man Konsumenten nach ihrem Kaufverhalten, gestehen sie sich meist ein, gar nicht oder wenig darüber nachgedacht zu haben, welche Bedeutung es für eine Kommune hat, wenn nicht mehr in Geschäften vor Ort eingekauft wird. Einerseits muss der Handel die Herausforderung der Digitalisierung annehmen, aber andererseits muss beim Kunden auch für die Wertschätzung des Handels vor Ort geworben werden. Und genau das versucht „Heimat shoppen“. Das ursprünglich von der IHK Mittlerer Niederrhein initiierte Projekt ist mittlerweile zur größten Imagekampagne in Deutschland geworden, die aktuell in zehn Bundesländern zu finden ist. Gemeinsam mit den örtlichen Gewerbevereinen und Stadtmarketingorganisationen laden viele Industrie- und Handelskammern alle Händler, Dienstleister und Gastronomen ein, bei den gemeinsamen Aktionstagen „Heimat shoppen“ am 13. und 14. September mitzumachen und sich mit besonderen Aktionen einzubringen. Matthias Pusch von der IHK Mittlerer Niederrhein erklärt die Hintergründe.
Wann genau haben Sie Ihre Initiative ‚Heimat shoppen‘ ins Leben gerufen? Gab es einen bestimmten Anlass?
Matthias Pusch: Wir treffen uns regelmäßig mit den Werbegemeinschaften in unserem IHK-Bezirk und wollten nicht immer nur darüber sprechen, wie angespannt die Lage im stationären Handel gerade ist, sondern auch einfach etwas tun! Und so sind wir im Frühjahr 2014 auf die Idee von „Heimat shoppen“ gekommen und haben die Aktion im Herbst 2014 dann erstmals umgesetzt. “Heimat shoppen“ findet in diesem Jahr bereits zum 6. Mal statt. Bundesweit beteiligen sich rund 350 Kommunen mit ungefähr 460 Initiativen. Ziel des Aktionstages ist es nicht, beim Kunden Mitleid für den Handel zu wecken, sondern der Handel soll an den Aktionstagen einfach mal „offensiv und frech“ zeigen, warum er so wichtig für die Lebensqualität vor Ort ist. Die Aktionstage sind keine „Verkaufsförderungsveranstaltung“, sondern eine Imagekampagne für den stationären Handel und alle weiteren lokalen Dienstleister.
Mit welchen Problemen haben Händler in Unter- und Mittelzentren vorrangig zu kämpfen?
Matthias Pusch: Mit Umsatz- und Frequenzrückgängen. Es gibt immer weniger Anlässe in die Stadt zu gehen: den Personalausweis beantrage ich online, meine Überweisungen mache ich über das Online-Banking und meine Versicherung hat ein klasse Onlinecenter. Diese und viele andere Beispiele machen deutlich, dass es heute weniger Gründe für die Menschen gibt, in die Städte zu gehen. Und so wird dort natürlich auch weniger verkauft. Hinzu kommen die mittlerweile sehr guten Aktionen der Discounter, die den klassischen Fachmärkten natürlich auch Umsätze streitig machen. Blumen, Reisen, Kleidung und vieles mehr können Sie heute alles beim Discounter an der Hauptverkehrsstraße kaufen. Das stellt unsere traditionellen Handelsstrukturen auf den Kopf.
Wie schwierig ist die Situation angesichts Internet & Co. augenblicklich einzuschätzen?
Matthias Pusch: Die Umsatzzuwächse im Onlinehandel sind nicht mehr so dynamisch, wie in den letzten Jahren. Hier spürt man langsam eine Sättigung und der stationäre Handel hat es ja auch verstanden, den etablierten Online-Playern einiges entgegenzusetzen. Von daher steht der Onlinehandel derzeit aus meiner Sicht zu sehr im Fokus der Diskussion. Wenn Städte dem Handel helfen wollen, dann sollten Sie Handelsentwicklungen –auch Erweiterungen – außerhalb der Zentren viel stärker reglementieren und gleichzeitig dafür sorgen, dass möglichst viele öffentliche Einrichtungen und weitere Dienstleister wie Schulen, Ärzte, Behörden in den Kernlagen bleiben.
Wie wollen Sie regionalen Händlern konkret unter die Arme greifen?
Matthias Pusch: Wir verstehen uns als Plattform, die mit der Aktion „Heimat shoppen“ den Werbegemeinschaften vor Ort ein Instrument an die Hand gibt, für die Bedeutung des stationären Handels vor Ort zu werben. Wir sorgen für eine breite Medienpräsenz und geben zahlreiche Anregungen, wie vor Ort die Aktion umgesetzt werden kann. Zentraler Bestandteil ist unter anderem die Verteilung von kostenlosen Papiertüten und anderen Werbemitteln, um Breitenwirkung zu entfalten und die Marke „Heimat shoppen“ bekannt zu machen. Ziel soll es sein, dass die Händler später im Jahr auch ihre zahlreichen weiteren Aktivitäten mit dem Logo versehen um deutlich zu machen, dass örtliche Unternehmen als Initiator hinter dem Engagement stecken.
Wie wichtig ist ein Umdenken bei den Konsumenten?
Matthias Pusch: Wir dürfen nicht „oberlehrerhaft“ dem Konsumenten versuchen zu erklären, wie wichtig z.B. der stationäre Handel ist. Denn es gibt sicherlich viele Beispiele dafür, dass Händler sich auch stärker den zeitgemäßen Kundenanforderungen anpassen müssen. Aber auch da bieten die IHKs jede Menge Angebote. Spätestens wenn der Handel vor Ort weggebrochen ist, beklagen dies viele Bürger. Somit müssen wir schon einen Anstoß dazu geben, dass es einen Zusammenhang zwischen dem eigenen Kaufverhalten und der Lebendigkeit des Handels und somit auch der Städte gibt. Und genau dies versuchen wir mit „Heimat shoppen“.
Alle weiteren Infos zu „Heimat shoppen“: https://www.heimat-shoppen.de/
Außerdem können Interessierte der Kampagne @heimatshoppen bei Instagram folgen. Ab sofort können die Instagram-User „Heimat shoppen“-GIF-Sticker zu Fotos und Videos in Storys hinzufügen. Die Sticker können in beliebiger Anzahl in der eigenen Story positioniert werden und sind unter dem Schlagwort „heimatshoppen“ zu finden.
Über uns:
Die Initiative für Gewerbevielfalt setzt sich für den lokalen Einzelhandel und inhabergeführte Kleingewerbe in Deutschlands Städten und Gemeinden ein.
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